Der Samurai und der Spatz
Es war einmal ein berühmter Samurai, der über all die Jahre für seine Herren schon viele Kämpfe in unzähligen Kriegen gewonnen hatte.
Aber es kam der Tag, an dem er erstmals einen Kampf verlor. Gedemütigt und voller Zorn gegen sich selbst und gegen den Rest der Welt, wollte er seinem nun scheinbar unwürdigen Leben ein Ende bereiten. Er ritt die staubige Landstraße entlang und dachte darüber nach, wie er sich am grausamsten und auffälligsten umbringen könnte. Plötzlich sah er vor sich auf dem Weg etwas liegen. Er hielt an und erkannte, dass es ein kleiner Spatz war. Dieser lag auf dem Rücken und streckte seine winzigen Füßchen zum Himmel.
Der Samurai, der wegen des Vogels aus seinen Gedanken gerissen worden war, schrie den Spatz an: „Geh mir aus dem weg, du nichtsnutziges Federvieh!“
Der Spatz aber antwortete: „Nein lieber Samurai, das werde ich nicht tun. Ich habe eine große Aufgabe zu verrichten.“ Der Samurai war ganz überrascht und erstaunt über die selbstbewusste Antwort des Vogels. Er stieg von seinem Pferd, beugte sich zu dem Spatzen hinunter und fragte:
„Verrate mir, was so wichtig ist, dass du mir den Weg nicht freimachen willst!“
„Oh“, sagte der Spatz, „man hat mir gesagt, dass heute der Himmel auf die Erde fallen wird. Und deshalb liege ich nun hier. Ich werde ihn mit meinen Füßen auffangen.“
Als dies der Samurai hörte, fing er an zu lachen. Er konnte sich kaum beruhigen, so sehr schüttelte es ihn. Prustend rief er: „Was? Du kleines Federknäuelchen willst mit deinen dürren Beinchen den Himmel auffangen?“
Der kleine Spatz erwiderte sehr ruhig und ernst: „Tja, man tut, was man kann!“
Text: Verfasser unbekannt
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