Im alten Persien ging einst ein Wanderer eine schier endlos lange Straße entlang. Er war müde und ging sehr gebückt, es war heiß und sein Weg beschwerlich.
Da kam ein Bauer des Weges, blickte ihn erstaunt an und sagte: „Lieber Wanderer, wieso trägst du so einen schweren Felsbrocken mit dir herum?“ Der Wanderer blickte an sich herunter und sah, dass er einen riesigen Stein mit sich trug. “Oh”, sagte er ebenfalls erstaunt, “das war mir gar nicht bewusst. Danke, dass du mich aufmerksam gemacht hast!” Gleich warf er den Stein weit weg und fühlte sich leichter.
Doch schon wenig später lastete der Weg wieder schwer auf ihm. Wieder traf er einen Bauern, der vom Feld nach Hause ging. Auch der zweite Bauer fragte: „Guten Tag, mein Freund. Wieso trägst du so einen großen Kürbis auf dem Kopf und beschwerst dich mit solchen Eisenketten an deinen Händen?“ Als der Wanderer hinunterblickte, sah er, dass es stimmte. Dankbar entledigte er sich der Gewichte und ging befreit seines Weges.
Aber je länger er wanderte, desto gebückter ging er.
Da kreuzte ein dritter Bauer seinen Weg. Und wie die beiden zuvor fragte auch dieser Bauer: „Guten Tag lieber Wanderer. Wieso trägst du einen Wasserschlauch mit dir? Sieh doch, neben deinem Weg verläuft ein Bach mit frischem klaren Wasser. Und der schwere Sand in deinem Rucksack! Nicht weit von hier ist eine Wüste mit mehr Sand als du je brauchen wirst!“
Und wirklich neben dem Weg verlief ein Bach mit klarem Wasser. Der Wanderer öffnete seinen Trinkschlauch goss das brackige Wasser aus. Mit dem Sand füllte er ein Schlagloch in der Straße.
Der Wanderer war glücklich, dass er diese Last abgelegt hatte. Erleichtert und voll Freude wollte er seinen Weg fortsetzen. Doch als er zwei Schritte getan hatte, blickte er nochmals an sich herab und sah, dass er einen Mühlstein um den Hals trug.
„Wieso trage ich nur all diese Lasten mit mir herum?“ fragte sich der Wanderer. Er band den Mühlstein los, legte ihn an den Wegesrand und ging erleichtert und froh seinen Weg.
Nach einer alten persischen Weisheitsgeschichte. Frei nacherzählt aus Nossrat Peseschkian: “Wenn du willst, was du noch nie gehabt hast, dann tu, was du noch nie getan hast.”